Sonntag, 15. Februar 2009

Projektplanung und Prioritäten

Ich habe den gestrigen Abend genutzt, um das Layout meines Blogs mal wieder auf den aktuellen Stand zu bringen. Besonders die “In Arbeit” Rubrik bedurfte einer gründlichen Rundumüberholung.

Bei meinen aktuellen Projekten läuft alles nach Plan: In den letzten Tagen habe ich das Worldbuilding für das Science-Fiction-Szenario von “Resurrection” abgeschlossen, ab nächster Woche geht es an den detaillierten Handlungsentwurf.

Parallel dazu habe ich mit dem Rohscript zu “Biomorph” begonnen, einem Science-Fiction-Actionthriller, dessen Konzept schon seit einiger Zeit fertig ausgearbeitet in meiner ‘Ideenschublade’ liegt.

Manche Autoren arbeiten immer nur an einem einzelnen Romanprojekt, bis dieses komplett abgeschlossen ist. Ich persönlich bevorzuge eine andere Methode. Jede Phase der Entstehung eines Romans von der ersten Planung über das Schreiben der Rohfassung bis zur Revision des Manuskripts stellt andere Anforderungen, die man wunderbar miteinander kombinieren kann, wenn man parallel mehrere Projekte in Arbeit hat.

Da ich in meinem Hauptberuf zeitlich sehr stark eingebunden bin, kann ich für meine Zeitplanung immer nur von einem Minimum von täglich einer Stunde ausgehen, das mir für meine Romanprojekte zur Verfügung steht. Diese eine Stunde ist für mein “A-Projekt” reserviert, um dieses innerhalb des geplanten Zeitraums abzuschließen. Für 2008 war dieses A-Projekt mein Workshop “Projekt 52” (wobei ich hierfür im Schnitt weit mehr als eine Stunde pro Tag aufwenden musste), alle geplanten Romanprojekte wurden während dieser Zeit auf den Status “B-Projekt” zurückgestuft. Für 2009 ist mein neues A-Projekt der Science-Fiction-Roman “Resurrection”, den ich parallel zu Staffel 5 von “Projekt 52” schreibe, um verschiedenen Skeptikern zu beweisen, dass es sehr wohl möglich ist, innerhalb eines Jahres mit einem Zeitaufwand nur einer Stunde pro Tag einen kompletten Roman von der ersten Idee bis zum fertigen, überarbeiteten Manuskript  fertigzustellen. ;-)

Es gibt zu jedem Zeitpunkt immer nur ein A-Projekt, dieses hat absolute Priorität. Wenn die Zeit knapp wird, darf sie überall gekürzt werden – nur nicht am laufenden A-Projekt.

“B-Projekte” sind die Projekte, an denen ich in der restlichen mir zur Verfügung stehenden Zeit gezielt arbeite. Der Science-Fiction-Thriller “Biomorph” ist ein solches B-Projekt. Diese Einteilung in A- und B-Projekte hat nichts mit der Qualität der Projekte oder ihrem Potenzial zu tun, sondern lediglich mit ihrer momentanen Priorität. Im Gegensatz zu A-Projekten, von denen es wie gesagt immer nur eines gleichzeitig geben kann, kann es durchaus mehrere B-Projekte geben, die sich in verschiedenen Phasen befinden. Auch “Projekt 52” ist, nachdem ich Ende Dezember 2008 die letzte Lektion fertiggestellt und die erste Staffel abgeschlossen hatte, zu einem “B-Projekt” geworden: Obwohl die Arbeitshefte zu den einzelnen Lektionen permanent überarbeitet, angepasst und erweitert werden und die Betreuung der Teilnehmer eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, ist der laufende Zeitaufwand verglichen mit der Laufzeit von Staffel 1 relativ gering, so dass ich mein Hauptaugenmerk meinem neuen Romanprojekt zuwenden kann. Auch mein Blog und die geplante Überarbeitung meiner Homepage fallen in den Bereich “B-Projekte”. Innerhalb dieser Kategorie verteile ich meine Zeit sozusagen nach Lust und Laune. Stagniert eines der B-Projekte mal für ein paar Wochen, weil keine Zeit dafür zur Verfügung steht, ist das kein Beinbruch – Hauptsache, das aktuelle A-Projekt bleibt im Zeitplan.

Und ja, es gibt auch noch “C-Projekte”: Dies sind die noch nicht fertig ausgearbeiteten Romanideen, an denen man eigentlich gar nicht bewusst arbeitet. Dennoch gehen sie einem immer wieder im Kopf herum und gelegentlich kommt einem eine neue Idee für eine Szene, eine Figur oder einen neuen Handlungsfaden. Diese Ideen notiere ich mir auf einem Zettel, damit ich sie nicht aus den Augen verliere, und lege sie in der jeweiligen Projektmappe ab. Mehr Arbeit fällt für C-Projekt nicht an.

Man könnte jetzt einwenden, ob es denn nicht sinnvoller wäre, alle zur Verfügung stehende Zeit in das A-Projekt zu buttern und dieses, wenn tatsächlich mehr Zeit zur Verfügung steht, umso schneller abzuschließen. Mehrere Gründe sprechen für aus meiner Sicht dagegen:

  1. “Resurrection” soll, wie oben erwähnt, ganz bewusst innerhalb eines kompletten Jahres gemäß der Vorgehensweise aus “Projekt 52” mit einem Zeitaufwand von nur einer Stunde pro Tag entstehen. Es ist eine Wette, und mehr Zeit in das Projekt zu investieren, wäre geschummelt.
  2. Frei nach dem Ikea-Slogan “Alles können, aber nichts müssen” ist es für die Aufrechterhaltung der eigenen Motivation wichtig, sich erreichbare Ziele zu setzen. Nähme ich mir vor, jeden Tag drei Stunden an meinem Romanprojekt zu arbeiten, würde es nicht lange dauern, bis ich zutiefst frustriert wäre, da ich an mindestens zwei von drei Tagen mein "Soll” nicht erfüllen könnte. Ich weiß hingegen, dass eine Stunde täglich für mich eine realistische Quote ist. Sobald ich diese Stunde an meinem A-Projekt gearbeitet habe, kann ich mit gutem Gewissen aufhören und weiß, dass ich gut im Plan liege. Am liebsten mache ich dies direkt früh morgens, bevor ich zur Arbeit fahre. Auf diese Weise kann ich den Tag ganz entspannt angehen, da ich meine Priorität A bereits erledigt habe. Sollte ich abends noch Lust und Zeit haben, an einem B-Projekt zu arbeiten, umso besser. Wenn nicht, auch nicht tragisch.
  3. Der Versuch, sich ein ganzes Jahr oder länger ausschließlich auf ein einzelnes Projekt zu konzentrieren, bis dieses ganz abgeschlossen ist, ist schon vielen Romanen ebenso vieler Schriftsteller zum Verhängnis geworden. Sobald der Reiz des Neuen verflogen ist und das Projekt in die Phase “Arbeit” übergeht, füttert einen das Unterbewusstsein mit jeder Menge toller Ideen für andere Romanhandlungen, die einem in diesem Moment alle viel reizvoller als das aktuelle Projekt vorkommen. Gibt man diesem Impuls nach, ist das meist das Todesurteil für das laufende Projekt. Je öfter man dies macht, umso leichter fällt es einem, angefangene Projekte abzubrechen und zu beerdigen, nur um auf den nächsten Zug aufzuspringen. Dies ist eine endlose Spirale, die letztendlich nur dazu führt, dass man niemals auch nur einen Roman zu Ende bringt. Widmet man hingegen dem laufenden Projekt ein festes Zeitkontingent, steht es einem selbstverständlich frei, sich in der restlichen Zeit mit gutem Gewissen mit den neuen Romanideen zu beschäftigen. ;-)
  4. Jede Phase der Entstehung eines Romans stellt andere Anforderungen. Man kann einen Roman mit Kuli und Notizblock wunderbar in einem langen Stau auf der Autobahn oder im Wartezimmer des Zahnarztes planen – ihn dort zu schreiben, ist schon deutlich schwieriger. Genauso kann es sein, dass man abends zu müde ist, um noch mehrere Seiten Rohscript in den Computer zu hämmern, während man durchaus noch in der Lage ist, das bereits fertig geschriebene Rohscript eines B-Projektes noch einmal durchzulesen und zu überarbeiten.

Wenn Sie ebenfalls schreiben (egal ob es sich um Romane oder Sachbücher handelt), sollten Sie die Einteilung in A-, B- und C-Projekte auch für sich einmal in Erwägung ziehen. Oder haben Sie einen ganz anderen Ansatz? Über Kommentare und Anregungen würde ich mich freuen.

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