Samstag, 8. August 2009

Ablenkungsfreies Schreiben - Review von WritersFocus

WritersFocus ist ein relativ neues und ebenfalls kostenloses Textverarbeitungsprogramm speziell für Schriftsteller, das vom amerikanischen Webprovider M6 kostenlos zum Download angeboten wird. Sie finden das Programm zusammen mit einer kurzen englischen Anleitung unter http://www.m6.net/resources/writersfocus.aspx.

Nach eigenen Angaben hat M6 das Programm entwickelt, um Online-Artikel und Journaleinträge zu verfassen und sich entschlossen, das Programm kostenlos der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Im Prinzip ein lobenswerter Zug - und dem geschenkten Gaul sollte man ja sprichwörtlich nicht so genau ins Maul schauen, oder? ;-)

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Installation. WritersFocus läuft unter XP und Vista, die Installation ist selbsterklärend und problemlos.

Optisch präsentiert sich WritersFocus zunächst einmal ähnlich wie der bisherige Platzhirsch Q10: Die Statusleiste am unteren Rand ist farblich abgesetzt, enthält Angaben zur Textlänge (Worte, Zeichen, Absätze, Seiten), den Dateinamen und die aktuelle Uhrzeit.

Ein interessantes Feature ist, dass man über die automatisch im Hintergrund verschwindende Menüleiste am oberen Bildschirmrand auf eine halbseitige Darstellung umschalten kann (alternativ obere/untere oder rechte/linke Bildschirmhälfte), so dass man gleichzeitig andere Fenster offen lassen kann. Da die Größe dieser Darstellung nicht variabel ist, empfinde ich dies jedoch eher als Spielerei als als wirklich nützliches Feature.

Eine gute Idee ist hingegen das eingebaute Notizbuch (ein schlichter RTF-Editor, ein interner Browser zum Nachschlagen und ein Kontextmenü, über das man Begriffe z.B. in Microsofts Encarta oder der amerikanischen Ausgabe von Wikipedia nachschlagen kann.

Durch Klicken auf das Datum in der Statusleiste (hier blendet sich automatisch ein Kalender ein) kann man zu jedem beliebigen Datum auch Tagebucheinträge hinterlegen und wieder aufrufen. Tage mit hinterlegten Einträgen werden in der Kalenderansicht automatisch fett dargestellt. Beim Wechsel zu einem Tagebucheintrag muss man jedoch das bisher geöffnete Dokument erst schließen, was den Nutzen dieser Option deutlich relativiert. Wenn man ein Tagebuch am PC führen will, würde ich eher das kostenlose iDaily Diary von Splinterware (http://www.splinterware.com/products/idailydiary.htm) empfehlen.

Hier noch mal ein kurzer Überblick über die Features von WritersFocus:

  • Tagebuchmodus
  • variable Bildschirmeinteilung (nicht nur Fullscreen)
  • Schriftart und Farben frei konfigurierbar
  • Speichern von unterschiedlichen Profilen möglich
  • HTML-Export
  • Integrierter Browser + Nachschlagefunktion
  • Integriertes Notizbuch (simpler RTF-Editor)
  • Rechtschreibprüfung (nur englisch, nicht auf deutsch erweiterbar)
  • 'Schloßmodus' für ablenkungsfreies Schreiben (Achtung: sehr fehleranfällig!)

Was bei WritersFocus unangenehm auffällt, ist die hohe Fehlerrate. Man hat stets den Eindruck, mit einer frühen Betaversion eines engagiert konzipierten Programms zu arbeiten.

So bietet WritersFocus die Möglichkeit, über ein Schloßsymbol in der Statusleiste alle anderen Anwendungen 'auszusperren', damit man sich rein auf seinen Text konzentrieren kann. In diesem Modus bleibt WritersFocus permanent im Vordergrund, Emailbenachrichtigungen und sonstige Meldungen anderer Programme werden nicht durchgestellt. Leider hängt sich das Programm auf, wenn man in diesem Modus auf F1 kommt und so die Hilfsseite mit der Tastaturbelegung aufruft. Da diese auch nicht gegen den 'Schloßmodus' ankommt, sieht man sie nicht und kann sie auch nicht mehr schließen. Weiter schreiben kann man aber auch nicht, so dass man das Programm nur noch über STRG+Q beenden kann.

Wer die angebotenen Features von WritersFocus interessant findet, sollte das Programm im Auge behalten. Eventuell gibt es irgendwann einmal eine ausgereifte / stabile Version des Programms, die für ein produktives Arbeiten geeignet es. Da allerdings keine Versionsnummern ersichtlich sind (weder auf der Homepage noch im Programm selbst, was auch nicht gerade professionell wirkt), dürfte es schwierig sein, auch nur zu erkennen, wenn ein Update veröffentlicht wurde. Es bleibt also nur für die amerikanischen Kunden dieses Webproviders zu hoffen, dass ihr Service ausgereifter und fehlerfreier ist als die Software, die sie nach eigenen Angaben selbst einsetzen. ;-)

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