Dienstag, 1. Mai 2007

Software sells Hardware?

Man sollte sich besser gar keine Gedanken darüber machen, wie sich allein innerhalb der letzten Zehn Jahre die Speicherkapazität und Arbeitsgeschwindigkeit der PCs erhöht hat. Verglichen mit den damaligen Pentium-Rechnern sind die heutigen 30-40mal so schnell und haben 30-60mal soviel Speicher (gehen wir mal von 1-2 GB verglichen mit damals 32 MB aus). Aber sind sie wirklich schneller geworden?

Seien wir doch mal ehrlich: eigentlich ist das Gegenteil der Fall. Ich habe vor kurzem noch einmal meinen alten P1-Laptop mit Windows98 und Office 97 hochgebootet und die Zeiten mit meinem 'modernen' Amilo-Laptop mit XP Professional und Office 2007 verglichen. Der P1 bootet schneller, lädt schneller und arbeitet flüssiger. Okay, mein aktueller Laptop hat 'nur' 512 MB, aber trotzdem... Bevor jetzt jemand kommt und sagt, mein Laptop sei einfach nur schlecht konfiguriert - sorry, PCs einzurichten und auf Leistung zu konfigurieren gehört bei mir zum Berufs-Basiswissen. Bei all dem packt mich das Grauen bei dem Gedanken, mir auch noch einen neuen Laptop mit eingebauter Hardware-Bremse (sprich: Microsoft Vista) zu kaufen.

Woran liegt es nun, dass wir trotz mindestens 30mal mehr Geschwindigkeit und 30mal soviel Speicher eher langsamer als schneller geworden sind? Jede neue Software bremst die Hardware immer mehr aus, damit man sich auch ja jedes Jahr einen neuen Computer kaufen muss. Zudem müssen immer mehr Programme im Hintergrund laufen, damit man noch sicher arbeiten kann (Virenscanner, Firewall, Spamfilter, Popup-Blocker...) sowie die vielen anderen kleinen Dienstprogramme, die wertvollen Speicher und Rechnerleistung fressen.

Von Flexibilität kann auch mit einem Laptop nicht mehr wirklich die Rede sein: Wie will man als Schriftsteller überall mit einem Gerät arbeiten, das bestenfalls 2-3 Stunden (was schon sehr optimistisch gerechnet ist) ohne Stromanschluss läuft, und das 2-3 Minuten braucht, um hochzufahren und alle Systemprogramme zu laden? Eigentlich gar nicht...

Was bleibt also übrig, wenn man sich für das Schreiben von der 'klassischen' PC-Schiene abwenden will? Ein Mac oder I-Book? Genauso netzabhängig und langsam. Papier und Bleistift? Okay, zurück in die Steinzeit wollen wir ja auch nicht, und welche arme Socke soll das ganze dann später in den PC übertragen? Also, wo ist das ultimative Werkzeug, das es Schriftstellern und Journalisten ermöglicht, überall und jederzeit flexibel ihre Texte zu erfassen?

Die Lösung ist der Firma Alphasmart mit ihren Geräten gelungen. Mit 300,- € - 470 € (je nach Modell) sind diese mobilen Kleincomputer günstiger als ein Laptop, setzen aber einen komplett anderen Schwerpunkt:

Der Alphasmart 3000:
Der Alphasmart 3000 ist die ultimative Texterfassungsmaschine: etwas spartanisch, aber unverwüstlich und genügsam wie ein Kamel in der Wüste. Das Gerät hat eine vollwertige Schreibmaschinentastatur (Größe wie bei einem Laptop) und ein kleines, monochromes Textdisplay von 4 Zeilen á 40 Zeichen.
Bis zu 100 KB verteilt auf 8 Dateien (also über den Daumen gerechnet 60 volle Schreibmaschinenseiten) passen gleichzeitig in den Speicher. Per USB-Kabel oder Infrarot-Verbindung lassen sich diese in jede PC-Anwendung (z.B. Word) überspielen.
Nachteil ist ganz klar das recht kleine Display, das nur einen geringen Ausschnitt des Textes zeigt, Vorteil ist hingegen die Laufzeit von 500-700 Stunden (!) mit 3 normalen Mignonzellen.
Gleichzeitig ist das Gerät so robust, dass es einen Sturz aus über einem Meter Höhe ohne Schäden verkraften soll. Also ideal für unterwegs als regelmäßiger Begleiter auf Geschäftsreisen oder auch im Urlaub.

Der Alphasmart Dana Wireless:
Mit stolzen 470 Euro (beim Kauf über den deutschen Händler Backwinkel) ist der Dana im Vergleich zu einem günstigen Laptop nicht wirklich billig, aber ... etwas komplett anderes. Der Dana hat ähnlich wie der Alphasmart 3000 eine vollwertige Schreibmaschinentastatur (sogar noch eine bessere Tastatur als der 3000) und ein recht großes (ca. 16x6 cm) großes monochromes Display mit einer Auflösung von 590 x 160 Pixeln.
Der palmbasierte Rechner legt seinen Schwerpunkt ganz klar auf die Textverarbeitung. Das integrierte Lithium-Ionen-Pack, das über Netzteil oder USB aufgeladen werden kann, liefert Strom für bis zu 30 Stunden Arbeit - und diese Laufzeit kann bei Bedarf jederzeit durch 3 Mignonzellen (zusätzlich einsetzbar) verdoppelt werden.
Im Gegensatz zum Alphasmart 3000 erfasst man hier nicht nur puren Text, sondern hat alle Vorteile einer 'ausgewachsenen' Textverarbeitung wie verschiedene Schriftarten, -größen und Ausrichtungen. Die Dateien werden per USB oder über WLAN (ja, der Dana kann einfach ins Netzwerk eingebunden werden) im RTF-Format auf den Desktop-PC hochgeladen, wo man ihnen den letzten Feinschliff geben kann.
Wem die 16 MB interner Speicher nicht reichen (überlegt mal, wieviele hundert Seiten Text das sind: das komplette Buch "Die Verschwörer von Styngard" hatte als Word-Dokument gerade einmal 800 KB!) kann den Dana über 2 Einschübe für normale SD-Karten beliebig erweitern. Besonders sinnvoll ist dies, wenn man auch die Internet- und Email-Funktionalitäten des Dana nutzen will.

Beide Geräte haben gegenüber einem PC unbestreitbare Vorteile, wenn es nur um die Erfassung von Texten geht - also das, was ein Schriftsteller oder Journalist größtenteils macht:
  1. Stromunabhängigkeit: je nach Gerät 30 - 700 Stunden arbeiten ohne Steckdose
  2. Einschalten und loslegen: kein langwieriges Booten, Textverarbeitung laden, Datei öffnen...
  3. Speichern geschieht automatisch: einfach Datei wechseln oder Gerät ausschalten, fertig!
  4. Schnellzugriff auf 8 momentan verwendete Dateien per Knopfdruck
  5. Arbeiten bei allen Lichtverhältnissen: speziell der Dana hat ein hinterleuchtetes Display, mit dem man sogar im Dunkeln arbeiten kann. Beide Geräte lassen sich bei grellem Sonnenlicht wesentlich besser ablesen als ein Laptop-Bildschirm. Also auch perfekt zum Arbeiten im Freien.
  6. Kein Kippeln: Mit einem Laptop "auf dem Schoß" kippelt es nicht recht arg (ich habe schon oft Leute gesehen, denen durch das Gewicht des leicht zurückgeklappten Bildschirms bei einer unbedachten Bewegung fast der ganze Laptop vom Schoß gefallen wäre)
  7. Kühl und strahlungsarm: Der Laptop auf dem Schoß ist das Rheumadeckchen für die PC-Generation: immer schön warme Beine. Wer einem jetzt noch erzählen will, dass die ganze Strahlung, die vom Laptop direkt in die empfindlichen Regionen des menschlichen Körpers abgegeben wird, gesund oder auch nur harmlos ist, dem empfehle ich ein Haus zwischen Hochspannungsleitungen und Handy-Funkmasten.
  8. Die Alphasmart-Geräte mit ihren Mignonzellen-Akkus sind lautlos (keine beweglichen Teile wie Festplatten, CD-Laufwerke oder Lüfter) und bleiben immer schön kühl. Es gibt Schriftsteller, die zum Schreiben laute Musik auflegen, aber ich brauche beim Schreiben Grabesstille, um mich konzentrieren zu können. Bestenfalls Naturgeräusche wie das Rauschen der Blätter, Vogelstimmen o.ä. Schon das Rauschen eines lauten PC-Lüfters kann mich auf Dauer fürchterlich nerven. Beim Alphasmart hört man nur das leise Klicken der Tasten, und das ist für mich ein sehr angenehmes Geräusch ;-)
  9. Keine Ablenkung: das monochrome Display, das PC-Spieler sicher als spartanisch bezeichnen würden, legt den Schwerpunkt auf das, was zählt: das geschriebene Wort.
Tja, was soll ich sagen: bis spätestens Donnerstag sollte mein neuer Alphasmart Dana Wireless eintreffen, so dass ich dann ablenkungsfrei und völlig mobil überall an meinen Büchern oder Artikeln weiter arbeiten kann. Wer braucht da noch einen Laptop?

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