Sonntag, 26. Februar 2012

Warum ein bekannter Name nicht immer hilft, ein Buch zu verkaufen

Die meisten angehenden Schriftsteller denken, dass bekannte Autoren, die bereits einige Bücher veröffentlicht haben, bei den Verlagen automatisch bessere Karten als unbekannte Neueinsteiger haben. Dass es auch ganz anders laufen kann, hat der Fall der amerikanischen Autorin Patricia O’Brien bewiesen...

Patricia O’Brien, die bereits fünf Romane veröffentlicht hatte, hatte große Schwierigkeiten, ihren neuen historischen Roman “The Dressmaker” zu verkaufen. Ihr bisheriger Verlag lehnte das Manuskript mit der Begründung ab, dass sich ihr letztes Buch nicht gut genug verkauft hätte. Auch zwölf andere Verlage, denen die Agentin der Schriftstellerin das Manuskript anbot, lehnten einer nach dem anderen ab.

Doch dann griffen die Patricia O’Brien und ihre findige Agentin zu einem Trick: Die Agentin offerierte das Buch dem nächsten Verlag nicht unter dem bereits bekannten Namen Patricia O’Brien, sondern stattdessen unter dem frisch erfundenen Künstlernamen Kate Alcott. Sie verkaufte das Manuskript innerhalb von nur drei Tagen.

Noch interessanter als die Geschichte selbst ist jedoch der Grund, warum dieser Kunstgriff von Erfolg gekrönt war: Durch den Dienstleister “Nielsen BookScan” haben alle Verlage und Agenten jederzeit per Knopfdruck Zugriff darauf, wie gut sich die Bücher eines bestimmten Autors verkauft haben. Hat sich das letzte Buch eines Autors (wie im Fall von Patricia O’Brien mit nur 4.000 verkauften Exemplaren) eher schlecht verkauft, schrecken viele Verlage unabhängig von der Qualität des Manuskripts rein aufgrund dieser Zahlen vom Kauf eines Manuskripts zurück.

Durch die Verwendung eines noch unbekannten Künstlernamens konnte Patricia O’Brien die mageren Verkaufszahlen ihres letzten Buchs hinter sich lassen und so dafür sorgen, dass der Lektor von Doubleday das Manuskript völlig unvoreingenommen begutachten konnte – und es infolge dessen sofort kaufte.

Für Schriftsteller gilt also bei klassischen Verlagen mittlerweile dasselbe wie für Schauspieler in Hollywood, wo man sagt: “Jeder Schauspieler ist nur so gut wie sein letzter Film”. Nach einem (relativen) Flop kann es also einfacher sein, mit dem nächsten Buch unter einem neuen Künstlernamen wieder von Null anzufangen, als dasselbe Buch unter seinem bereits bekannten Namen einem Verlag anzubieten.

Als kleiner Trost bleibt natürlich, dass man nach einem solchen gelungenen Schachzug später immer noch durchsickern lassen kann, wer hinter dem Pseudonym steckt. Mit etwas Glück kann man so einen Teil der Leser, die man mit seinen früheren Büchern gewonnen hatte, auch für das neue Buch interessieren.

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